Einführungspraxis
Mit Herzyoga loslegen

Die Einführungspraxis von Amrita Mandala ist eine komplette Praxis, mit der wir zum essentiellen Kern des nondualen Yogas vordringen. Egal ob du gerade erst mit spiritueller Praxis beginnst oder schon länger Praktizierende bist, spielt also keine Rolle. Wir empfehlen allerdings, dass du vor der Einführungspraxis zuerst durch die 2-Schritte Formel gehst und das erste Erwachen erreichst. Dadurch macht die Praxis mehr Sinn und es fällt leichter, den Zugang zu finden.

Bevor du loslegst ...

«Im Mittelpunkt der Amrita Mandala-Praxis steht der lebendige Segen spiritueller Meister (skt. Mahasiddhas). Wie alle tantrischen Traditionen betonen wir eine lebendige Verbindung zwischen der Praktizierenden und einem Meister (Skt. Guru). Traditionell wird dies als Guru Yoga bzw. Bhakti Yoga bezeichnet. Es ist verständlich, dass die Rede von Gurus auf den ersten Blick seltsam oder religiös klingen mag. Dennoch kann Bhakti Yoga durchaus rational und pragmatisch erklärt werden, ohne religiöse Überzeugungen und Vorstellungen. Ein solches pragmatisches Verständnis ist wichtig, denn Bhakti Yoga ist das Fundament des tantrischen Weges, und ermöglicht einen schnellen Fortschritt.

Bei Amrita Mandala schenken wir den historischen Mythen und Legenden rund um die Gurus nicht viel Aufmerksamkeit. Was am meisten zählt, ist der direkte Kontakt und die Wirkung, die sich aus der Kultivierung einer Beziehung zu den Meistern ergibt. Dabei praktizieren wir mit dem Segen verschiedenster Meister, damit wir durch das Erfahren ihrer Präsenz die gemeinsame Essenz aller Wesen erkennen können, die alle religiösen und kulturellen Unterschiede übersteigt. Mit klarem Fokus auf die Praxis und deren Ziel betrachten wir Dharma und Spiritualität viel mehr universell als kulturell.

Bhakti Yoga wird praktiziert, indem wir das Guru-Mantra chanten und anschliessend die Präsenz des Buddhas im eigenen Körper und Geist spüren. Auch Visualisierungen und Handgesten können eingesetzt werden. Nun laden wir dich ein, diese Übung auszuprobieren und dir selbst einen Geschmack davon zu verschaffen. Wir empfehlen, die folgende Einführungspraxis für 1-2 Monate täglich anzuwenden. Danach bist du reif für die tantrische Einweihung in die Hauptpraxis des Rainbow Body Yogas.»

~ Meister Amrita Baba


Anleitung: Einführungspraxis

5-10 Minuten

Setz dich in einer aufrechten, aber innerlich entspannten Körperhaltung hin. Anfängern wird empfohlen, die Augen geschlossen zu halten, ohne visuellen Input. Nimm ein paar tiefere Atemzüge, wenn du dich danach fühlst. Dann lass den Atem natürlich und ohne Manipulation fliessen.

Beginne nun damit, das Innere des Körpers zu scannen. Sei wachsam, damit du Anspannungen im Körper bemerkst. Wenn du Anspannungen entdeckst, gibt ihnen Raum, um sich zu lösen. Wenn eine Anspannung gelöst ist, nimm wahr, was an der Stelle der gelösten Anspannung zu finden ist. Schaue genau hin, um das herauszufinden. Was du dort findest, ist klarer/bewusster, offener Raum, in dem sich nichts befindet. Fahre nach dieser Beobachtung damit fort, durch den Rest des Körpers zu gehen, um Anspannungen zu lösen und dort den offenen Raum zu erkennen, wenn sich die Anspannung löst. Tue das sorgfältig und in aller Ruhe, ohne Hektik. Wenn du ruhig so weitermachst, kannst du schon bald bemerken, wie diese lokalen Bereiche des offenen Raums Teil einer grösseren Raumhaftigkeit sind, die sich sowohl innerhalb als auch außerhalb des Körpers befindet, aber in Wirklichkeit in keinem von beiden ist. Nimm einfach wahr, dass diese offene Raumhaftigkeit da ist. Dann entspanne dich in sie hinein und lass deinen Körper davon durchtränkt werden.

Ruhe darin mit einer gewissen Geistesgegenwärtigkeit, damit du nicht schläfrig wirst. Du kannst auch überprüfen, ob "du", wie du gewöhnlich von dir denkst oder sprichst, in dieser Offenheit existiert, oder ob diese Raumhaftigkeit frei von ich-Bezogenheit ist. Das dauert ein paar Minuten.

2. Bhakti Yoga: Um den Segen bitten

~ 5 Minuten

Nachdem du dich in diese natürliche Raumhaftigkeit entspannt hast, bring deine Motivation für die Praxis zum Ausdruck und bitte Babaji und Mataji um ihren Segen. Es steht dir völlig frei, deine eigenen Worte zu verwenden und dein Gebet so zu formulieren, dass es am besten beschreibt, was du mit der Praxis erreichen möchtest. Das Gebet kann ganz einfach sein wie etwa:

"Lieber Babaji und liebe Mataji, voller Demut bitte ich euch um Unterstützung und Führung. Bitte durchflutet mein Wesen mit eurem Segen, damit ich zum Wohle aller Wesen möglichst bald die vollständige Erleuchtung erlangen kann. Ich danke euch von ganzem Herzen für eure Unterstützung und ich verbeuge mich vor euch."

Nachdem du das kurze Gebet (innerlich oder laut gesprochen) ausgesprochen hast, spüre, wie der Segen zum Vorschein kommt. Es ist entscheidend, dass du zu erkennen lernst, welche Wirkung Gebete, Mantras oder Visualisierungen auf deinen Geist und dein Erleben haben. Deshalb sei dir ans Herz gelegt, von Beginn deiner Dharma-Praxis an grossen Wert auf das tatsächliche Spüren des Segens zu legen. Dieser segensreiche Moment mit Babaji und Mataji ist eine kurze und komprimierte Form von Bhakti Yoga in Form eines einfachen Gebets.

3. Bhakti Yoga: Mantra & Hingabe

10 - 15 Minuten

Der nächste Teil ist eine Fortsetzung von Bhakti Yoga mit einem Mantra. Bhakti Yoga kann auch durch Visualisierung und Mudra oder alle drei Elemente zusammen praktiziert werden. Das Wichtigste ist dabei nicht die äussere Technik, sondern die innere Bedeutungsebene, nämlich das Gefühl der Präsenz des Meisters im eigenen Körper. Dies offenbart den eigenen natürlichen Zustand bzw. die eigene Buddha Natur. Je mehr du die Praxis anwendest, desto tiefer wird dein Verständnis der Praxis und dein Vertrauen in die Buddhas. Tatsächlich kannst du das Guru-Mantra zu jeder Zeit und an jedem Ort verwenden, ganz nach deinem Belieben. Es gibt hierbei keine Grenzen.

In der Amrita Mandala-Praxis singen wir die Mantras des Gurus direkt in bestimmte Energiezentren (Skt. Chakra) im gesamten Oberkörper. Dies ist ein sehr natürlicher und effektiver Weg, um Bhakti Yoga und tantrische Purifizierung zu verbinden. Weiter unten findest du eine Grafik, die dir hilft, die Energiezentren zu lokalisieren. Wie du dort sehen kannst, sind die Zentren zwischen 'blau' und 'rot' alternierend. Bei den blauen Zentren singst du das Mantra von Babaji und bei den roten Zentren das Mantra von Mataji.

Hierzu benutzen wir ein simples Mantra für Babaji und Mataji:

Namo Babaji
► Namo Mataji

Singe die Mantras direkt mit entspannter Konzentration in jedes Zentrum und lade die Präsenz der Meister ein, sich zu offenbaren. Wiederhole das Chanten durch die 18 Zentren über 2-5 Runden hinweg. Gleich nach dem Chanten, heisse Babajis und Matajis Präsenz in deinem ganzen Wesen willkommen und fühle mit Körper, Geist und Herz. Spüre und empfange ihr Geschenk in Form eines spürbaren Segens. An diesem Punkt ist es nicht nötig, irgendetwas anderes zu tun. Das Empfangen des Segens im eigenen Körper ist wie ein warmes Bad oder eine gute Massage. Nach einigen Minuten schliesslich beginnt die energetische Ladung der Gurus wieder zu schwinden. Das bemerkst du als Beruhigung der energetischen Empfindungen in deinem Erleben. Nach dem Bhakti Yoga ist der Geist ruhig, klar und offen und es fällt leichter, einfach zu sein, ohne etwas zu tun oder an etwas zu denken. In diesem Stadium geht man ganz natürlich vom Bhakti Yoga zur Nonmeditation über.


4. Nonmeditation: Verweilen im natürlichen Zustand mit Phet! Mantra

5 - 15 Minuten

Der letzte Teil der Praxis ist die Nonmeditation (Skt. Mahamudra bzw. Abhavana) mit der PHET!-Silbe. Nonmeditation bedeutet, dass man sich auf nichts konzentriert, aber auch nicht abgelenkt ist. Es bedeutet, auf die einfachste Art und Weise zu ruhen, ohne etwas aktiv zu tun, zu denken, zu planen oder zu beabsichtigen. Du sitzt einfach da, ohne den Körper zu bewegen, wie jemand, der sich von nichts erschüttern lässt. Wie ein Mensch von simplem Gemüt, aber mit einem sehr klaren Geist, der frei von Egozentriertheit, zutiefst geerdet und leuchtend selbstbewusst ist. Zugleich ist dieser einfache Geist von Leben durchdrungen wie ein Regenwald. Die tatsächliche Erfahrung der Buddha Natur ist einfacher und tiefgründiger als alle Worte es beschreiben können. Während der Nonmeditation kannst du die Augen geschlossen oder geöffnet halten.

Am Anfang wirst du nicht in der Lage sein, länger als vielleicht eine Sekunde im natürlichen Zustand zu verweilen. Er taucht auf und verschwindet wieder. Aber auch wenn der Einblick nur kurz ist, macht er einen großen Unterschied. Es ist, als würde man in einem Raum, der normalerweise dunkel ist, das Licht an- und ausschalten. Eine Sekunde lang den Raum zu sehen, macht einen großen Unterschied. Weil der Einblick schnell endet, brauchst du einfach nur immer wieder zu ihm zurückkehren. Das ist der Kern der Herzyoga Praxis.

Wenn dein Verstand sehr beschäftigt ist und du dich dabei ertappst, wie du aktiv Dinge denkst oder planst, kehre in den unzerstreuten Zustand zurück, indem du scharf die Silbe "PHET!" rufst. Bei der Amita Mandala-Praxis spielt das Rufen bzw. die sog. Dynamische Konzentration eine wichtige Rolle, weil es der direkteste und effektivste Weg ist, die vielschichtigen Verirrungen des dualistischen Geistes zu durchbrechen. Ein paar scharfe Rufe schaffen innerhalb von Sekunden oder Minuten, was durch gewöhnliche Konzentrationsmeditation (skt. shamatha) in einem ganzen Tag, einer Woche oder sogar einem Monat Praxis nicht erreicht werden kann. Am Anfang kann sich das Rufen zwar befremdlich anfühlen, aber mit fortlaufender Praxis gewöhnt man sich daran - ganz zu schweigen vom spürbaren Effekt, der sich dadurch einstellt.

Die PHET-Silbe wird wie "PET" in "PET-Flasche" ausgesprochen. Füge einfach noch ein "h" hinzu. Rufe es kraftvoll und entschlossen, und setze dabei die Bauchmuskeln ein, um den Laut zu erzeugen. Es sollte explosionsartig klingen. Rufe es 1-10 Mal kräftig hintereinander, damit du merkst, wie das begriffliche Denken zerschmettert wird.

Im Grunde gibt es keine Obergrenze für die dynamische Konzentration, wenn du mehr Wiederholungen rufen willst. Es geht darum, den Ruf von PHET! zu benutzen, um die Schichten die Anhaftung an den Verstand zu durchschneiden, so dass das Erkennen des natürlichen Zustandes stattfinden kann. Am Anfang und in den ersten Monaten/Jahren der Praxis ist es besser, mehr Dynamische Konzentration zu machen als weniger.

Unmittelbar nach den Rufen entspanne dich gründlich und fahre mit dem Nichtstun bzw. der Nonmeditation fort. 

5. Grundlegende Gebete (Zuflucht, Bodhicitta, Widmung)

5 Minuten

Zum Abschluss singst du die grundlegenden Gebete. Sie richten deinen Geist auf das Dharma aus und legen die Grundlage für den Alltag, der auf dich wartet. Lasse alle Gebete von Herzen kommen und jeweils kurz auf deinen Geist wirken. Wie alle Praktiken des Herzyogas sind auch sie eine Quelle des Segens.

Relative Zuflucht 3x

Ich nehme Zuflucht im Guru
Ich nehme Zuflucht in seinem reinen Land
Ich nehme Zuflucht im Buddha
Ich nehme Zuflucht im Dharma
Ich nehme Zuflucht im Sangha
 

Absolute Zuflucht 3x

Ich bin der Guru
Ich bin im reinen Land
Ich bin der Buddha
Ich bin das Dharma
Ich bin der Sangha

Relatives Bodhicitta 3x

Mögen alle Wesen frei sein 3x

Absolutes Bodhicitta 3x

Alle Wesen sind frei 3x

Widmung der Reife 1x

Mögen alle Wesen meine angehäufte Reife erhalten
Ich widme die Reife der Zuflucht sowie allen fühlenden Wesen.

Zum Abschluss der Praxis und als Zeichen deiner Entschlossen, falte deine Hände und mache eine Verneigung.

Die gesamte Praxis dauert rund 30 - 40 Minuten.


PHET!